Pulver
Geesthacht galt im Ersten Weltkrieg als „die Pulverkammer Deutschlands“. „Pulver“ bedeutete die 1877 gegründete Fabrik in Düneberg vor den Toren Geesthachts. Das Werk der Rottweil AG war von Beginn an sehr groß konzipiert, weil hier vor allem das von der deutschen und internationalen Marine bevorzugte „Braune Prismatische Geschützpulver“ produziert werden sollte. Max von Duttenhofer hatte es aus dem gewöhnlichen Schwarzpulver entwickelt, indem er neben dem gewöhnlichen Kalisalpeter und der Schwefelsäure das Holz durch Faulbraunholz ersetzte. Das Ergebnis war ein Pulver, das beim Schießen weniger Rauch entwickelte und eine größere Mündungsenergie entfachte als Schwarzpulver. In Düneberg wurde es für den Export produziert und ebenso wie die Rohstoffe vom Landungssteg aus per Schiff transportiert. Das Werk entwickelt sich schnell. 1884 erfand Duttenhofer das fast rauchfreie und ballistisch verbesserte Schießpulver „RCP“ („Rottweiler Chemisches Pulver“).
Einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung markierte der 1890 geschlossene "Generalkartell-Vertrag" unter den großen Sprengstoffgesellschaften in Deutschland. Nachdem Alfred Nobel 1889 das Ballistid erfunden hatte, verdrängten die Dynamitfabriken die Pulverfabriken von ihrem letzten Absatzmarkt: der Produktion von Schießpulver für das Militär. Nach dem „Generalkartell-Vertrag“ von 1890 teilten die Produzenten die Produktion und die Geschäftsergebnisse. Für Geesthacht bedeutete die Vereinbarung, daß nach 1890 die Fabrik in Krümmel Nitrozellulose und Nitroglyzerin produzierte, woraus die Fabrik in Düneberg Schießpulver herstellte.
1885 arbeiteten ca. 300 Menschen in der Düneberger Fabrik, am Vorabend des Ersten Weltkrieges waren es bereits 950. Bei Kriegsende war die Beschäftigungszahl auf 16 700 gestiegen. Geesthacht war wahrlich die „Pulverkammer Deutschlands.